Die erstaunliche Wiederkehr autoritärer Führerfiguren wie Vladimir Putin oder Donald Trump, aber auch allerlei Promikulte und die ungebrochene Popularität der Action- und Fantasy-Filme verraten, dass die Sehnsucht nach Heldenfiguren und klaren Trennlinien zwischen Gut und Böse wieder groß ist. Dabei wähnte man sich spätestens seit dem Ende des Kalten Krieges nicht nur am „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama), sondern auch am Ende des heroischen – in einem „postheroischen“ Zeitalter (Herfried Münkler). Das Phänomen des Heldentums steht auf jeden Fall in einem Spannungsverhältnis zum egalitären, kollektivistischen und friedlichen Pa-thos moderner Demokratien. An einer Reihe von Beispielen aus der russischen, polnischen und ukrainischen Literatur werden wir die Entwicklung des Heldenkultes von der imperialen Er-oberung des Kaukasus im 19. Jahrhundert bis zum Konflikt im Donbas (Ostukraine) verfolgen. Im Mittelpunkt des Seminars stehen das Geheimnis des Heldenhaften, seine Formen und Funktionen von der Romantik bis in die Postmoderne und die wertvollen Einblicke, die uns dieses komplexe Phänomen in die Struktur der jeweiligen Gesellschaft vermitteln.
- Dozent/in: Roman Dubasevych