Seit der napoleonischen Zeit forderten frühe Nationalisten in Deutschland eine deutsche Staatlichkeit. Die föderale Lösung des Deutschen Bundes von 1815 war für diese Kräfte ungenügend. Mit der Revolution von 1848/49 wurden dann die zentralen Fragen deutscher Staatlichkeit aufgeworfen: Wie kann Deutschland als Nationalstaat organisiert werden? Nur zwei Jahrzehnte später wurden diese Fragen dann in der Reichsgründung von 1871 beantwortet. Nicht ohne Grund ist die Reichsgründung daher auch als „Revolution von oben“ bezeichnet worden. Trotzdem neigt die Forschung dazu, die Revolution und die Reichsgründung als separate Ereignisse zu betrachten. Die Vorlesung will diese getrennte Betrachtung aufbrechen, indem insbesondere die Verbindungslinien zwischen dem frühen Nationalismus, der Revolution von 1848 und der Reichsgründung herausgearbeitet werden.

Literatur: Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat. München 1983; Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 2: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen 'Deutschen Doppelrevolution'. 1815-1848, Bd.3: Von der 'Deutschen Doppelrevolution' bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849-1914. München 1987/2007; Hans-Werner Hahn/Helmut Berding, Reformen, Restauration und Revolution. 1806-1848/49. (Gebhardt. 10. Auflage, Bd. 14). Stuttgart 2010; Friedrich Lenger: Industrielle Revolution und Nationalstaatsgründung, 1849-1870/71. 10. Aufl. Stuttgart 2006.