Im Seminar werden einige Höhepunkte der Geschichte der Philosophie betrachtet, wobei das Verhältnis zwischen der Kunst und der Philosophie neu geklärt werden soll. Dieses Verhältnis wird bei Platon zu einem feindseligen Gegenüber, sodass Dichter aus dem idealen Staat verbannt werden sollen. Bei Kant sind zwar die Kunst und die Wissenschaft sowohl in ihren Ansprüchen als auch in ihren Aufgaben radikal verschieden, die Erkenntnis folgt aber, laut Kants dritter Kritik, demselben Leitfaden, wie die Geschmacksurteile und die Kunst. An der Schwelle der Postmoderne stellt Leo Tolstoi die Kunst erneut vor die Herausforderung, die Wahrheit zu verkündigen, und versucht, eine "gute" Kunst von ihren geschickten Nachahmungen abzugrenzen. Auch Nietzsche thematisiert die Rivalität zwischen der Kunst und der intellektuellen Suche nach der Wahrheit, zeigt jedoch die Herkunft der Wissenschaft und ganz besonders der Philosophie aus einer künstlerischen Tätigkeit.
Platon, Ion, Staat (verschiedene Übersetzungen sind brauchbar); Immanuel Kant, Kritik der Urteilskraft (alle Ausgaben, die die internationale Standardpaginierung der Akademie-Ausgabe enthalten); Leo N. Tolstoi, Was ist Kunst?, München: Diederichs, 1993 (Religions- und gesellschaftskritische Schriften, 6), Friedrich Nietzsche, Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne; Die Geburt der Tragödie, in: ders., Kritische Studienausgabe (KSA) in 15 Bänden, hg. v. G. Colli und M. Montinari, München / Berlin / New York 1980, Bd. 1
- Dozent/in: Ekaterina Poljakova