Vadstena, von der Heiligen Birgitta als Sitz ihres Ordens gegründet, war die wichtigste monastische Institution im spätmittelalterlichen Skandinavien. Der Doppelorden mit einer Äbtissin an der Spitze bildete das bedeutendste religiöse Zentrum in der Region, mit Tochterklöstern in ganz Nordeuropa. Die enge Verbindung zu Adel und Herrscherfamilien ließ den Grundbesitz des Klosters rasch anwachsen und ermöglichte es dem Orden, auch nach der Reformation noch weiterzubestehen. Während die Quellen aus den anderen skandinavischen monastischen Gemeinschaften im 16. Jahrhundert. weitestgehend zerstört wurden, ist aus Vadstena u.a. eine einzigartige Predigtsammlung erhalten. Das Proseminar benutzt Vadstena als Zugang zu primär weiblicher spätmittelalterlicher Frömmigkeit und monastischem Leben sowie als Einführung in die unterschiedlichen Quellengattungen, die um das Kloster herum entstanden, von hagiographischer Literatur über Briefe bis hin zu Donationsurkunden.

Literatur: Virginia Blanton (Hg.), Nuns' literacies in Medieval Europe: the Hull dialogue, Turnhout 2013. Claes Gejrot/Sara Risberg/Mia Åkestam (Hg.), Saint Birgitta, Syon and Vadstena, Stockholm 2010. Monica Hedlund (Hg.), A catalogue and its users: A symposium on the Uppsala C collection of Medieval manuscripts, Uppsala 1995. Sven E. Norén (Hg.). Till Guds och Jungfru Marias ära: Vadstena kloster 1346-1996, Vadstena 1996. Ville Walta, Libraries, manuscripts and book culture in Vadstena Abbey, Helsinki 2014.