Seit etwa 200 Jahren vollzieht sich im stetig wachsenden Tempo der Urbanisierungsprozess (die Verstädterung) innerhalb der bürgerlich-industrieller Gesellschaften Europas. Mit der Entstehung und dem permanenten Anwachsen städtischer Ballungsräume wurde auch in Deutschland der Städtebau zu einem zentralen Aufgabenbereich der Architekturpraxis und -theorie, für den soziale, wirtschaftliche, hygienische und verkehrstechnische Fragen bzw. Belange von zentraler Bedeutung sind. Die Lehrveranstaltung beschäftigt sich mit zeit- wie lokalspezifischen Projekten zur Stadterweiterung und -modernisierung sowie urbanistischen Planungskonzepten und Lösungsmodellen, die im Laufe des 19. realisiert bzw. entwickelt wurden. Behandelt werden dabei im Zeitraum von etwa 1830 bis zum Ende des 1. Weltkrieges 1918 beispielhafte städtebauliche Unternehmungen, wie die Modernisierung der Metropole Paris (Haussmann-Plan), die Wiener Ringbebauung, der Ausbau Münchens unter den ersten bayrischen Königen oder die stadtplanerischen Regulierungsversuche für Berlin. Die nächste Stufe des Städtebaus setzt Ende des 19. Jhs. ein und ist gekennzeichnet dadurch, dass nun auch ästhetische und künstlerische Kategorien mehr Geltung erlangen sowie alternative Konzepte zur Großstadt in den Mittelpunkt rücken, getragen durch lebens-, wohn- und sozialreformerische Bestrebungen. In diesem Zusammenhang erfolgt eine Auseinandersetzung mit den wegweisenden theoretischen Werken von C. Sitte, E. Howard, R. Unwin, T. Fischer u.a. Pionieren des modernen Städte- und Wohnungsbaus. Weiterhin werden modellhafte Werkssiedlungen Thema dieses Seminars sein.