Die Verfügbarkeit mittelalterlicher Werke als »Kunst« im Museum ist für uns heute selbstverständlich. Einwände gegen das Ausstellen einer als minderwertig empfundenen mittelalterlichen Kunst, wie sie noch in den 1870er Jahren vom Leiter der Berliner Gemäldegalerie geäußert wurden, sind aus heutiger Perspektive schwer nachvollziehbar. Debatten entfachen sich allenfalls noch darum, welche Ausstellungsform der mittelalterlichen Kunst angemessen sei, insbesondere im Hinblick auf die ursprüngliche Funktion vieler erhaltener Werke im christlichen Kult. Ausstellungen und Museen geben Auskunft über Mittelalterbilder, sie können als Barometer für ideologisch-gefärbte Geschichtskonstruktionen gelesen werden und ihre Narrative liefern Einblicke in die wechselnden Moden der Kunstgeschichtsschreibung. Mittels eines rezeptionsgeschichtlichen Ansatzes beleuchtet das Seminar Prozesse der Musealisierung und Ausstellung mittelalterlicher Kunst von der frühen Neuzeit bis heute. Virtuelle Museums- und Ausstellungsbesuche, sowie die gemeinsame kritische Lektüre des 2015 erschienen Sammelbands Musealisierung mittelalterlicher Kunst (Hg. W. Brückle, P. A. Mariaux, D. Mondini) dienen hierbei als Diskussionsgrundlage.