»Terpnopoietisch« und »kalliphorisch« – mit diesen zwei Wortschöpfungen beschreibt Oleg Grabar in The Mediation of Ornament (1992) das Ornament in der Kunst als freudebringend und schönheitstragend. In seiner Kulturen- und Epochen-übergreifenden Analyse rückt er damit die sinnliche Erfahrung in den Fokus: die Freude des Betrachtens. Wenige würden bestreiten, dass die komplexen geometrischen Muster der Alhambra, die verschlungenen Linien des Book of Kells, oder die Rankensymmetrien des Apsismosaiks von San Clemente in Rom, beispielsweise, schön anzusehen sind. Aber ist Ornament nur schön? Dient es nur dazu, einem horror vacui entgegenzuwirken und Leerstellen zu füllen? Im Gegensatz zur Figur wird Ornament in der kunsthistorischen Literatur oft als ein schmückendes Beiwerk abgetan – eine bedeutungs- und funktionslose Form, die allenfalls zur stilgeschichtlichen Einordnung von Objekten herangezogen wird. Dieser Annahme von Zweckfreiheit des Ornaments soll im Seminar widersprochen werden. Anhand ausgesuchter Fallbeispiele werden Ornamenttypen identifiziert und in verschiedenen Kontexten analysiert. Im Zentrum dieser Analyse steht die Frage inwiefern Ornamente Bilder, Räume aber auch soziale Zusammenhänge strukturieren können.