Bei der Beschreibung grammatischer Phänomene
dominiert traditionell die Betrachtungsrichtung von der Form zum Inhalt.
Demgegenüber ist die funktionale Linguistik primär funktions- bzw.
kommunikationsbezogen. Die sogenannte Feldergrammatik geht von bestimmten
Inhaltsbereichen aus, die als Felder beschrieben werden, z.B. „etwas begründen“,
„etwas vergleichen“ oder „eine Aufforderung ausdrücken“. So existiert z.B. der
Imperativ als spezielle grammatische Form zum Ausdruck einer Aufforderung oder
eines Befehls. Betrachtet man jedoch den Sprachgebrauch, so lässt sich
feststellen, dass etwa im Deutschen Aufforderungen nur selten durch den reinen
Imperativ realisiert werden und stattdessen verschiedenartige Mittel Verwendung
finden (statt „Schließen Sie das Fenster!“ z.B. Äußerungen wie „Könnten Sie
vielleicht/bitte das Fenster schließen?“, „Hätte jemand etwas dagegen, wenn wir
das Fenster schließen?“, „Fenster zu!“ oder „Es zieht!“). Hierbei zeigen sich
auch kulturelle Unterschiede bzw. Besonderheiten. Die Konzeption des
sogenannten funktional-semantischen Feldes bzw. der funktional-semantischen
Kategorie ermöglicht es, Mittel unterschiedlicher sprachlicher Ebenen
(Morphologie, Syntax, Lexik, Wortbildung, Phraseologie, Prosodie), die dem
Ausdruck einer bestimmten Bedeutung dienen, zu erfassen, zu beschreiben und
voneinander abzugrenzen, etwa im Hinblick auf ihre stilistische Markierung oder
ihr Vorkommen in bestimmten Kommunikationssituationen und Textsorten. Dies wird
anhand ausgewählter Felder demonstriert, wobei auch Fragen des Sprachvergleichs
mit einbezogen werden. Die Auswahl der konkreten Sprachen erfolgt in
Abhängigkeit von den Sprachkenntnissen der Teilnehmenden. Außerdem werden in
dem Seminar weitere wesentliche Begriffe und Konzeptionen der funktionalen
Linguistik vorgestellt.
- Dozent/in: Claudia Radünzel