Schon in seiner frühneuzeitlichen Form versteht sich das, was in der Moderne Liberalismus genannt wird, als eine Staats- und Rechtsphilosophie, die die individuelle Freiheit zum höchsten Gut erklärt. Damit einher gehen vor allem Schutzrechte gegenüber dem Staat und Dritten und rein formell gleiche bürgerliche Freiheiten wie Chancengleichheit, Meinungsfreiheit, Freizügigkeit, aber auch wirtschaftliche Rechte, wie Freihandel. Dezidiert würde vor allem im 20 Jahrhundert Isaiah Berlin feststellen, dass der Liberalismus primär auf einer negativen Freiheit basiert, nämlich ungehindert von anderen seinen Wünschen nachgehen zu können. Dementsprechend müsse der Staat möglichst schwach sein. Verbunden wird dies seit der Aufklärung mit den Konzepten des Individualismus, der Toleranz, der Rechtsstaatlichkeit, des Kosmopolitismus und des Kapitalismus.

Dieses Seminar will einen historischen Grundriss der Entwicklung des Liberalismus als Philosophie in den Feldern Staatstheorie, Sozial- und Rechtsphilosophie ermöglichen: von seinen aufklärerischen Anfängen bis hin zum Neoliberalismus. Behandelt werden Philosophen und Theoretiker, wie John Locke, Adam Smith, Alexis de Tocqueville, John S. Mill, Isaiah Berlin, John Rawls, Judith Shklar etc. Gefragt werden soll nach einem konzeptuellen Kern, den alle diese Philosophien über die Epochen hinweg teilen können und nach den entsprechenden Argumenten, die verschiedensten Gegnern – wie Absolutisten, Feudalisten, Faschisten, Kommunisten, Sozialisten und Radikaldemokraten, vor allem aber dem Republikanismus im berühmten Kommunitarismus-Liberalismus-Streit, ausgehend von Rawls Gerechtigkeitstheorie – entgegengebracht werden.

Das Seminar „Die politische Philosophie des Republikanismus“ fungiert als Ergänzung dieses Kurses.