Die Gesellschaft im Iran ist jung. Trotz des hohen Bildungsniveaus herrschen enorme Gegensätze zwischen den sozialen Schichten und den Geschlechtern zueinander: Steigende Arbeitslosenzahlen und Misswirtschaft gepaart mit sozialer Härte prägen das Land. Die kreative Szene geht mit den vielen Sanktionen und Verboten spielerisch um. So ist den letzten Jahrzehnten eine florierende Film- und Kulturszene entstanden.  

Das persische Kino zeichnet Traditionslinien bis in die 1970er Jahre. Filmemacher wie Abbas Kiarostami und Mohsen Makhmalbaf erinnern an die italienische Filmschule des Neorealismus. Fernab vom Mainstream bereichern Arthouse-Filme unterschiedlicher Genres die internationale Festival-Szene und werden weltweit gefeiert. Dabei haben iranische Filmemacher*innen ständig mit staatlichen Zensurregeln zu kämpfen. Mit symbolischen Parabeln werden Verbote umgangen. 

Spätestens seit dem Erfolgsfilm „Nadar und Simin, eine Trennung” von Asghar Farhadi, der auf der 61. Berlinale 2011 mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, erfährt das iranische Kino auch hierzulande große Akzeptanz. Neuerdings erobern Spielfilme iranischer Künstler*innen aus dem Ausland, wie „Women without Men” von Shirin Neshat oder der feministische Vampirfilm „A Girl Walks Home Alone at Night” von Ana Lily Amirpour die Leinwand.  

Wir wollen die dunklen Wintermonate nutzen, um in gemeinsamen Filmscreenings die soziokulturellen und strukturellen Bedingungen, die den iranischen Avantgarde-Filmen zu Grunde liegen, herauszuarbeiten. Zugleich werden Wir untersuchen das visuelle und narrative Potential der Filme. 

Das Seminar bietet ein Forum für alle Studierenden, die eine Leidenschaft für Film empfinden. Für den Teilnahmeschein ist regelmäßige Mitarbeit im Seminar erforderlich.