Mit der Durchsetzung der These vom Sozialismus in einem Land und dem ersten Fünfjahrplan war Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts die endgültige Abkehr von der internationalistischen Idee vollzogen, die bis dahin das Selbstbild der Sowjetunion bestimmt hatte. Es folgte eine forcierte Industrialisierung und eine rücksichtslose Kollektivierung der Landwirtschaft. Etappen dieser Entwicklung werden wir nachzeichnen. Dabei soll ein Schwergewicht auf zeitgenössische Quellen und Zeitzeugenberichte gelegt werden. Sie sind auch besonders bemerkenswert, wenn es um die internationalen Dimensionen dieser Prozesse geht: Wie wurde die Sowjetunion der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre im Ausland wahrgenommen? Fachleute aus dem Ausland beteiligten sich vor Ort an der Umsetzung der Wirtschaftspläne – wie und warum? Welche Veränderungen gab es in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft und wie wurden sie von wem widergespiegelt? Auf möglichst viele Aspekte dieser Fragen wollen wir Antworten finden. 

Literatur: 

Altrichter, H. (Hg.): Die Sowjetunion. Von der Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod. Bd. 1. Staat und Partei. München 1986. 

Altrichter, H., Haumann, H. (Hgg.): Die Sowjetunion. Von der Oktoberrevolution bis zu Stalins Tod. Bd. 2. Wirtschaft und Gesellschaft. München 1986. 

Berelovič, A. (Red.): Sovetskaja derevnja glazami VČK – OGPU – NKVD, 1918-1939. Dokumenty i materialy v 4 tomach. Moskva 1998. 

Sartorti, R.: Pressefotografie und Industrialisierung in der Sowjetunion. Die Prawda 1925- 1933. Berlin 1981. 

Schröder, H.-H.: Industrialisierung und Parteibürokratie in der Sowjetunion. Ein sozialgeschichtlicher Versuch über die Anfangsphase des Stalinismus (1928-1934). Wiesbaden 1988. Viola, L.: Krest‘janskij bunt v ėpochu Stalina. Kollektivizacija i kul’tura krest’janskogo soprotivlenija. Moskva 2010. 

Weitere Literatur wird im Seminar bekannt gegeben.