In seiner künstlerischen Forschung untersucht Sascha Herrmann die Eigenschaften bildgebender Verfahren im Feld der Erdsystem-Wissenschaften.

Vor dem Hintergrund der wechselseitigen Geschichte von Fotografie und empirischer Erdbeobachtung sollen Erkenntnisse über gegenwärtige Produktions-Prozesse wissenschaftlicher Bilder und deren Betrachtung durch Laien und Künstler gewonnen werden. Das Seminar beschäftigt sich mit den veränderten Erwartungen an fototechnische Verfahren und unserem aktuellen Verhältnis zu digitalen Technologien. Wie verändern automatisierte Systeme, Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz die technischen Repräsentationen des Himmels? Das Forschungs-Material einzelner Vorhaben ist heterogen und reicht vom musealen Nachlass, über selbstproduziertes Video-Material, aber auch mathematischen Objekten und meteorologischen Satelliten-Daten bis hin zur wissenschaftlichen Visualisierungen.

Die künstlerische Umsetzung erfolgt in Kooperation mit Archiven und Sammlungen wissenschaftlicher Institutionen. Dabei wird die Evolution fotografischer Verfahren im Zuge der modernen, politisierten Erdbeobachtung analysiert. Wie vollzieht sich die Transformation von zweckorientierten, wissenschaftlichen Bildern hinein in die visuelle Kultur und welche Rolle spielen die bildgebenden Apparate dabei?

Unsichtbare, celestiale Prozesse und die unbegreiflichen Verfahren ihrer Bildgebung sollen in experimentellen, fotografischen Studien erfahrbar gemacht werden. Hierfür werden diverse Verfahren angewandt, wie z.B. fotochemische Laborarbeit, Video-Schnitt, reproduktionstechnische Fotografie und computer-generierte Bilderzeugung. Die Ergebnisse werden fotografischen, druckgrafischen, skulpturalen und installativen Charakter haben und changieren zwischen Kohärenz und Kontemplation.

Die Unbegreiflichkeit automatisierter, bildgebender Verfahren lässt sich anhand der celestialen Aufklärung besonders gut beobachten. Erdbeobachtung erweitert unsere Perspektiven und verschiebt die Grenzen unserer Wahrnehmung. Durch sie blicken wir nicht nur auf Verborgenes, sondern sehen auch Unsichtbares. Fotografie ist eine Vergegenwärtigung von Natur und Welt und steht in einem Diskurs über das wechselseitige Verhältnis von Erfahrung und Wahrnehmung.