
Die Biologie gilt als eine der Leitwissenschaften des 21. Jahrhunderts. Ihre Methoden und
Theorien schicken sich an auch für bis dahin traditionellerweise den Geisteswissenschaften
vorbehaltende Phänomene Erklärungskraft zu entwickeln. Schon Aristoteles und Kant gingen
biologischen Fragestellungen nach und bereits hier ist eine Verbindung zu genuin
philosophischen Problemfeldern unverkennbar. Aber erst in der mehrdimensionalen,
analytischen Auseinandersetzung mit Darwinismus und Genetik ab der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts hat sich die Philosophie der Biologie als eigenständige Disziplin entwickeln
können. Sie untersucht die vielfältigen Beziehungen zwischen ontologischen,
methodologischen, epistemologischen und ethischen Dimensionen der Biologie (Köchy 2008),
indem sie zum Beispiel die methodischen Grundlagen der Biologie sowie die Struktur
biologischer Erklärungen und Theorien eingehender überprüft und Begriffe wie „Funktion“,
„Organismus“, „Art“ oder „Lebewesen“ analysiert.
Das Seminar widmet sich daher aus vielfältigen Perspektiven der Philosophie der Biologie.
Nach einer Einführung in die Geschichte der Philosophie der Biologie anhand von Charles
Darwins „Origin of Species“ (1859) und John Deweys Beitrag der Klärung der Bedeutung des
Darwinismus für die Philosophie (1910), folgt eine Annäherung an als „klassisch“ geltende
jedoch auch aktuell noch diskutierte Rahmenthemen der Philosophie der Biologie, die sich mit
Stichworten wie etwa Teleologie, Selektion, Fitness, dem Tautologieproblem, Angeborenheit,
Reduktion, Komplexität, genetischer Information oder Soziobiologie näherungsweise
bestimmen lassen. Die gemeinsame systematische Erschließung und kritische Reflexion der
wesentlichen Inhalte der Textgrundlagen bildet den Kern des Seminars.
Als grundlegender Text fungiert: Alex Rosenberg, Daniel W. McShea: Philosophy of Biology. A
Contemporary Introduction, New York 2008.
Nähere Informationen zu weiteren Textgrundlagen und der genauen Struktur des Seminars
werden in der einführenden Sitzung bekannt gegeben und miteinander abgestimmt.
- Dozent/in: Dirk Schulte-Tickmann