Im 15. und 16. Jahrhundert spielte die Musik als Represäntationsmedium und klangliche Aura, mit der sich ein Fürst oder eine Stadt umgab, eine große Rolle. In dieser Zeit verschob sich das musikalische Gefüge und machte Italien zur führenden Musiknation - eine musikkulturelle Stellung, die das Land bis um 1800 behielt: Während bis um 1550 franko-flämische Musiker den Ton angaben, wurden es nun mehr und mehr Italiener. Ähnlich wie das damalige Deutschland war Italien politisch sehr zersplittert und wies eine große Bandbreite an Regierungsformen auf, die sich teilweise sehr unterschiedlich der Musik zur Repräsentation bedienten.

Im Seminar werden ausgewählte Höfe und Städte genauer in den Blick genommen, die politisch sehr unterschiedlich strukturiert waren. Neben Neapel (mit einem König, später einem befristet berufenen Vizekönig) werden Rom (mit dem gewählten Papst und seiner Familie), die kleineren, aber musikalisch besonders wichtigen erblichen Fürstentümer Ferrara (Familie Este) und Mantua (Familie Gonzaga) sowie die Republik Venedig beleuchtet, in denen Komponisten wie Orlando di Lasso, Luca Marenzio, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Claudio Monteverdi und Giovanni Gabrieli wirkten.

Literatur:

Handbuch der Musik der Renaissance, hrsg. von Andrea Lindmayr-Brandl, Elisabeth Schmierer und Joshua Rifkin, 6 Bde., Laaber/Lilienthal 2012-2021.

James Haar, European Music 1520-1640, Woodbridge 2014.