Die Erforschung der Gesangspraxis im 18. und 19. Jahrhundert ist in den letzten Jahren zunehmend in Bewegung geraten: Durch geschlechterhistorische, körpergeschichtliche und posthumanistische Sichtweisen hat sich das Studium der überlieferten Gesangstraktate, Körperbilder, gesangspädagogischen Ansätze und Partituren stark verändert. Im Seminar werden Gesangstraktate von Pier Francesco Tosi, Giuseppe Riva und Georg Philipp Telemann über Friedrich Wilhelm Marpurg, Johann Adolph Scheibe, Charles Avison und Johann Friedrich Agricola bis hin zu Manuel Garcia und Ferdinand Sieber untersucht und auf neue Erkenntnisse befragt, die sich durch die oben genannten Perspektiven ergeben. Zudem wird ein Schwerpunkt auf dem Kastratengesang mit seinen besonderen physiologischen Voraussetzungen und dem Bel Canto liegen. Nicht zuletzt wird es darum gehen, wie sich gesangliche Praktiken zwischen Alter und Moderner Musik veränderten und wie sich vor allem ältere Praktiken heute ersetzen oder umsetzen lassen.