Romantische Musikästhetik, das ist Gefühlsästhetik oder Metaphysik, das ist die nicht-sprachliche Mitteilung des Unsagbaren und die Subjektivierung des eigentlich objektiv zu Betrachtenden. Romantik, das ist aber auch die Empfindsamkeit für Landschaften, das unausgesprochene reziproke Verständnis oder die „Ahnung des Unendlichen“ (E.T.A. Hoffmann, Jean Paul). Im Seminar wird es um die Frage gehen, wie sich die Rezeption der musikalischen Romantik im Angesicht zeitgenössischer Themen und Denkweisen von Klimabewusstsein über Diversität bis Protest verändert hat. Was tun mit der Romantik, wenn es doch um die Knappheit von Gütern und die unberechenbar voranschreitende Zerstörung Lebensräumen geht? Wenn intersubjektive Kommunikationen statt subjektive Wahrnehmungen im Vordergrund stehen? Oder wenn Religiosität und Metaphysik keine Rolle mehr im Alltagsleben spielen? Im Seminar wird zunächst die Komplexität der romantischen Musikästhetik anhand der gemeinsamen Lektüre musikästhetischer Entwürfe (Schlegel, Novalis, Tieck/Wackenroder, Nietzsche, Wagner, Schopenhauer u.a.) und der Analyse musikalischer Werke seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert nachvollzogen. In einem zweiten Teil werden die so herausgearbeiteten Grundzüge im Lichte neuerer und aktueller ästhetischer Überlegungen beleuchtet (Adorno, Jankélévitch, Latour u.a.), um so neue Pointierungen oder auch grundlegenden Definitionsverschiebungen einer Musikästhetik der Romantik nachzuspüren.

Christiane Wiesenfeldt, Die Anfänge der Romantik in der Musik, Kassel/Stuttgart 2022.

José Gálvez / Jonas Reichert / Elizaveta Willert (Hg.), Wissen im Klang: Neue Wege der Musikästhetik, (Musik und Klangkultur, Bd. 45), Bielefeld 2020.