Innerhalb der europäischen Opernlandschaft ist das Opernlebens Skandinaviens, Finnlands, des baltischen Raums und der weiteren Ostsee-Anrainer-Staaten über lange Zeit hinweg als peripher eingestuft worden, da große Musikmetropolen wie London, Paris, Berlin, Wien und Madrid im Vordergrund standen. In den letzten Jahren haben einerseits neue Opernbauten (Oslo, Kopenhagen) international Furore gemacht, andererseits sind von der Forschung verstärkt Opernformen abseits des etablierten Musikbetriebs wie Community Opera oder zeitgenössische Musiktheaterkompositionen in den Blick genommen worden. Diese sind vor allem in der Opernkultur des Ostseeraums verbreitet und beinhalten wie Trond Reinholdtsens Opra (2009) nicht selten kritische Reflexionen und Erweiterungen des zeitgenössischen Opernbetriebs.

Das Seminar widmet sich den genannten Opernformen abseits der etablierten Opernlandschaft, um sie zwischen Wohlfahrtsstaat, Konzeptkunst, Partizipation und Festivalkultur als mögliche Öffnung des Opernbetriebs zu untersuchen. Nach einer Einführung in die Opernlandschaft des Ostseeraums (I) werden die genannten Formen der Community Opera und der zeitgenössischen Musiktheaterkomposition genauer angeschaut (II). Ein praktischer Teil zur Oper im ländlichen Raum des Ostseeraums (III) schließt das Seminar ab: Dort wird das Seminar eine Tagung mit künstlerisch-praktischen Anteilen zum Thema „Oper, wo es keine gibt“ in Kooperation mit der hmt Rostock, der Opernregisseurin Anja-Christine Winkler, der Dramaturgin Ilka Seifert, dem Theater Vorpommern und für das Thema ausgewiesenen Wissenschaftler:innen (Greifswald und Rügen, 15.-17.5.2024) begleiten und reflektieren.