Die Heldensage ist seit der Völkerwanderungszeit, dem heroic age der germanischen Literaturtraditionen, Grundlage einer großen Zahl von literarischen und plastischen Kunstwerken und bildet immer wieder einen wichtigen Bezugspunkt, selbst wenn die Heldensage nicht im Zentrum künstlerischen Schaffens steht. Die verschiedenen Bearbeitungen der Heldensage finden sich nicht nur über unterschiedliche Genres verstreut, sondern auch in verschiedenen Sprachen und Zeitstufen. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Sigurðr-/Sigfriedsage, die sowohl in bildlichen Zeugnissen des 10. Jahrhunderts von der Isle of Man vorliegt, als auch in altisländischen Bearbeitungen des 13. Jahrhunderts und im mittelhochdeutschen Nibelungenlied. Der Vergleich dieser divergierenden Parallelüberlieferungen stellt jedoch auch einen besonderen Reiz dar.

Der Kurs befasst sich bewusst mit diesem recht heterogenen Material aus den Blickwinkeln verschiedener Traditionslinien, weshalb verschiedene Zugänge zu einzelnen Stoffen gewählt werden müssen. Es kommen daher neben literaturwissenschaftlichen Ansätzen auch kunst- und religionshistorische zur Anwendung. Mit deren Hilfe sollen typische Motive und die Charakteristika der Heldenfiguren und ihres Lebensweges herausgearbeitet werden, aber auch die Situation, in der solche Erzählungen entstehen, und Parallelen in anderen Corpora beleuchtet werden.