Während Eric Hobsbawm das 19. Jahrhundert als „the age of empire” definierte, sind uns Begriffe wie „Imperialismus” und „imperial” immer noch geläufig, vor allem in Bezug auf die kulturelle Supermacht USA. Viel weniger sind dagegen die (post)imperialen Verhältnisse in Ost- und Mitteleuropa bekannt, dabei waren zumindest Polen und die Ukraine zeitweise zwischen Russland, dem Deutschen Reich (Polen) und der Habsburgermonarchie aufgeteilt, die Ukraine ist sogar Teil der polnischen Adelsrepublik. Die wechselseitigen Dominanzrelationen in Ost- und Mitteleuropa wurden durch die Erfahrung zweier totalitärer Regimes noch komplizierter. Der jüngste Ukraine-Krieg und die Spannungen zwischen Polen, den baltischen Staaten und Russland lassen sich zu Recht als Erbe dieser Vergangenheit auffassen. Das aus der westlichen Perspektive irrationale Verhalten der betroffenen Staaten lässt sich aber mithilfe kulturwissenschaftlicher Methoden (Postkoloniale Theorie, Theorien des kulturellen Gedächtnisses) als durchaus „rational”, d.h. aus dem kulturellen Setting heraus erklären. Am Beispiel unterschiedlicher Medien (Literatur, Film und Rockmusik) untersuchen wir die Kraft der imperialen und totalitären Emotionen in Ost- und Mitteleuropa und somit die Ursachen potentieller Konflikte.
Teilnahmevoraussetzungen: Regelmäßige und aktive Teilnahme, Referat.
- Dozent/in: Roman Dubasevych