Seit Sigmund Freud seine Technik des Seelenheilens eine „Redekur” nannte, zog die Psychoanalyse immer wieder das Interesse der Literaturproduzenten, -konsumenten und Kulturanalytiker auf sich. Dabei ging es nicht nur um die Faszination für die Geheimnisse des Unbewussten und um den schockierenden Ödipus-Komplex. Das Interesse für Sprache und Erzählen, die Entdeckung von Grundmechanismen des Traums wie der Verdichtung und Verschiebung sowie von Gewalt in der Kultur machten die Psychoanalyse gleichzeitig zu einem Rivalen und zu einer wichtigen Inspirationsquelle für Literatur- und Kulturwissenschaftler. Aber auch umgekehrt brachte die Auseinandersetzung solcher Analytiker wie Jacques Lacan und Slavoj Žižek mit Sprach- und Literaturtheorie bahnbrechende Erkenntnisse für die kulturelle Determinierung des Unbewussten. Im Seminar werden wir anhand kanonisierter Texte der russischen, ukrainischen und polnischen Literatur die Grundthemen und Konzepte der Psychoanalyse kennenlernen sowie ihr Potenzial und ihre Grenzen für die Literatur- und Kulturanalyse erkunden.
Teilnahmevoraussetzungen: Regelmäßige und aktive Teilnahme, Referat.
- Dozent/in: Roman Dubasevych