Schenkt man mitteleuropäischen publizistischen Wortäußerungen Glauben, scheinen die Bewohner Russlands über eine besondere Vorliebe zu verfügen, aus dem Alltag auszuscheren und sich einer reichhaltig zelebrierten Fest- und Feierkultur hinzugeben. Was hat es mit der in neuen und alten Medien vielbeschriebenen Feiersucht der Russländer tatsächlich auf sich? Weshalb werden manche Feiertage jahrhundertelang begangen, während anderer dagegen die Gesellschaft spalten oder schnell in Vergessenheit geraten. Diese und andere Fragen sollen im Seminar erörtert werden, um die unverwechselbare Vielfalt der russischen Kultur und ihr zugrunde liegende Wertesysteme sichtbar zu machen. Wir richten unseren Blick auf die historische, religiöse und kulturelle Vielschichtigkeit von Festtagskonstrukten verschiedener Epochen und können so den Funktionswandel offen legen, den Feste und Feiertage im Laufe der russländischen Geschichte, insbesondere jedoch im 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfahren haben. Für alle, die an einer transkulturell orientierten Beschäftigung mit der Festtagskultur und ihrem Einflusses auf Denk- und Handlungsstrukturen bis hinein in die Gegenwart interessiert sind.
- Dozent/in: Ute Marggraff