Während Astronomie und Geodäsie spätestens seit dem 18. Jh. Jahrhundert über relativ gesicherte Verfahren und feste Koordinaten verfügt, um die Lage konkreter Orte auf dem Globus zu beschreiben, beruht die mentale und kulturelle Zuordnung auf Konvention, die von Kultur zu Kultur unterschiedlich sind und auch innerhalb „einzelner” Kulturen oft zeitlich variieren. Im Seminar wollen wir anhand exemplarischer Text- und Bildbeispiele epochen- und kulturspezifisch konkurrierende Zuordnungen von Himmelsrichtungen im Verlauf der slawischen Literaturgeschichte in den Blick nehmen und ihre poetische Funktion sowie damit verbundene Modelle von Exclusions- und Inclusionserfahrungen untersuchen. Die Auswahl der Texte (Volksepen und Bylinen, Chroniken und Märchen sowie Texte der Abenteuerliteratur des Barock, der Empfindsamkeit und Romantik) wird zu Beginn der Lehrveranstaltung gemeinsam getroffen.