In der Epoche des Realismus erlangt die russische Literatur weltweites Ansehen. Autoren wie Turgenev, Dostoevskij und Tolstoj werden in alle Weltsprachen übersetzt, weil die Themen ihrer Texte anthropologische Konstanten zum Gegenstand haben und infolgedessen transnationale Bedeutung. Im Seminar wird zunächst das Problem des Realismusbegriffs erörtert, da dieser nicht nur eine Epoche bezeichnet, sondern auch eine epochenübergreifende Schreibweise. Im Sinne einer terminologischen Abgrenzung wird deshalb der Begriff der Illusionsbildung nach Werner Wolf eingeführt. Vor diesem theoretischen Hintergrund werden dann exemplarisch Erzählungen der repräsentativen Vertreter des Realismus in Russland analysiert. Das Ziel des Seminars ist ein zweifaches. Zum einen wird die literaturgeschichtliche Problematik der Epochenbildung reflektiert. Zum anderen wird anhand kanonischer Texte die Analyse von Erzähltexten eingeübt.
- Dozent/in: Andreas Ohme